
Welcher
echter Röhrenradiofreund hätte nicht gerne
so einen Apparat aus den Zwanzigern oder frühen Dreissigern
mit den grossen Spulen, den freistehenden Röhren und einem
meist schicken Holzgehäuse zuhause im Wohnzimmer, nach
Möglichkeit noch spielbereit ?
Nun, diese Geräte
sind rar und selbst Teile davon sind
schlecht zu bekommen und zumeist überzogen teuer.
Vor vielen
Jahren habe ich beschlossen, ein Mittelwellen-Radio aus jener
Zeit aufzubauen.
Es sollte kein authentischer
Nachbau sein sondern einfach nur den
Radio-Flair von damals darstellen und mit Teilen aus der "Kiste im
Keller" auskommen.
Nach etlichen
Abwägungen und Versuchen entschied ich mich
für ein Pentodenaudion mit einer US-Röhre Typ 78
(ähnlich 6D6) und einer NF-Stufe für
Lautsprecherempfang mit einer EL 2.
Es kamen auch durchaus
moderne Bauteile zum Einsatz, wie
Selen-Gleichrichter und moderne Drehknöpfe.
Die Bilder zeigen
den Aufbau des Empfängers auf einer 5 mm - Tufnol-Platte
(früher hieß das Zeug Pertinax)
Die Verdrahtung ist
unterhalb der Platte mit Lötleisten etc.
durchgeführt.
Übrigens
hat Michal Schnellman in Jogi`s
Röhrenbude
ein ähnliches Gerät schon vorgestellt. Wir kennen uns
zwar nicht, aber es wird deutlich, welche "Träume" so mancher
Radiobastler hat!
Die
Schaltung zeigt
eigentlich keine Besonderheiten.

Für das
Audion wählte ich die sog.
"Leithäuserschaltung" mit Rückkopplungsregelung
über das Schirmgitter der Pentode. Eine sehr
feinfühlige Bedienung ist die Folge.
Die Pentode 78
oder
6D6 kann
natürlich durch vergleichbare Röhren wie EF 9, EF 11
oder AF
7 ersetzt werden, je nach Vorrat in der Bastelkiste.
Die EL 2 als
Endröhre habe ich gewählt, weil sie bei
nur geringer Heizleistung und der verwendeten Anodenspannung von etwa
150 V schon reichliche 1,5 W Leistung macht.
Als
Ausgangsübertrager tut es eine Universaltype mit ca. 8
kOhm Primärimpedanz und einem
Übersetzungsverhältnis von 44 für einen 4
Ohm Lautsprecher.(Kleiner Netztrafo 220 / 6V)
Das Netzteil
ist
"modern" aufgebaut, auf eine Gleichrichterröhre habe ich
bewusst verzichtet.
Ein kleiner
Netztrafo mit 6,3 V /0,5 A und 125 V / 30mA verrichtet hier
seine Dienste. Die Anodenspannung kann gut 250 V betragen, die beiden
Röhren können das ab.
Die steckbaren Flachspulen lagen schon einige Jahre bei mir herum, ich
habe sie nur noch mit den Labels nach "Dr.Lertes" versehen, sie
verleihen dem Gerät noch einen Hauch mehr an Nostalgie. (Labels aus Jogi`s
Röhrenbude)
Die
Antennenspule ist verschiebbar angeordnet und wirkt als sehr
effektive Lautstärkeregelung, in den Abendstunden mit den
starken Mittelwellensignalen auch erforderlich.
Die
Abstimmspule hat etwa 100 Windungen, die Rückkopplungspule
ca. 14 und die Antennenspule 12 Windungen. Mit einem Drehko von 420 pF
überstreicht man so das gesamte Mittelwellenband.
Der 110
pF-Trimmkondesator dient zur Grundeinstellung der
Rückkopplung, kann aber durch ein Fest-C von 68 pF ersetzt
werden. Sollte die Schaltung nicht zum Schwingeinsatz kommen, einfach
die Rückkopplungsspule um 180° versetzt einstecken.
Wer nun Lust
verspürt, sich so eine alte Mühle aufzubauen, der
sollte schnellstens die guten alten Bastelkisten durchforsten.
Ich bin
überzeugt, es findet sich immer etwas!
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