Als dem zweiten Weltkrieg auch die deutsche Radioindustrie am Boden
lag, gab es glücklicherweise auch Erfindertypen, die zum
richtigen
Zeitpunkt die richtige Idee hatten. So ein Pionier war auch ein
gewisser Max Grundig aus Fürth, der sich schon Jahre zuvor
unter
den damaligen Firmennamen RVF mit Messgeräten einen Namen
machte.
1946 erschien zunächst noch als RVF, später unter dem
Firmennamen GRUNDIG
ein einfaches Radio als Bausatz für Jedermann, genannt HEINZELMANN. Das
Gerät wurde jedoch ohne Röhren ausgeliefert - eine
Besatzungsvorschrift ließ dies nicht zu.
Dieser einfache Einkreiser mit erstaunlichen Empfangsleistungen war
für den Röhrensatz AF7, AL4 und schon einem
Selen-Gleichrichter ausgelegt, konnte allerdings auch mit anderen
Röhren wie EF9 und EL11 bestückt werden.
Ein universeller Heiztrafo gestattete dies. Die Anodenspannung wurde
direkt aus dem Netz gewonnen.
Im Laufe der Entwicklung entstand vom Heinzelmann auch eine
Allstromversion mit UF6 und UL2, eine weitere Variante mit 2x
RV12P2000, der bekannten Wehrmachtspentode, die in Massen noch
vorhanden waren.
Ab 1947 wurde das Gerät dann mit Rimlock-Röhrensatz
EF41 und EL41 angeboten.
Sicher sind viele Heinzelmänner erhalten, aber Radios aus
jeder
Zeit werden mittlerweile viel zu teuer gehandelt - ich möchte
fast
sagen unverschämt.
Als bekennender GRUNDIG-Fan habe ich mich deshalb entschlossen, meinen
eigenen Heinzelmann zu bauen.
Grundlage hierfür war die Wechselstromvariante von 1948, die
bereits als Fertiggerät angeboten wurde und die
schöne
schwarze Skala hatte.
Dieses Radio war wieder mit Gleichrichterröhre RGN1064 sowie
AF7 und einer AL4 bestückt.
Vorderansicht des Eigenbau-Heinzelmann W
Nahezu
alle Gehäuseteile
gibt es im Baumarkt zu kaufen. Frontplatte, Seitenteile, Boden und
Oberteil sind aus 4mm-Pappelsperrholz gefertig und verleimt, die runden
Ecken sind sogenannte Viertelstäbe aus Kiefernholz mit 11mm
Radius.
Für die Rückwand
schließlich verwendete ich eine 4mm Holzfaserplatte.
Aus Fichtenholzleisten 6x10mm ließen sich die Zierleisten in
etwa nach dem Vorbild fertigen.
Durch entsprechende Farbbeizung bekam der Heinzelmann seine typische
Farbe.
Die Skala ist mit einen Zeichenprogramm erstellt und
anschließend
auf eine Overheadfolie mittels Farblaser gedruckt worden.
Das Chassis vor dem Einbau
Elektrisch
mußte ich
beim Nachbau einen anderen Weg gehen. Der kombinierte Wellenschalter
und Spulenschwenker für die Lautstärkeregelung
läßt sich schlichtweg nicht nachbauen. Zur
Verwendung kam
deshalb ein handelsüblicher Mehrfachschalter mit drei
Stellungen
und 3 Ebenen. Die verwendeten Spulen sind Stiefelkernspulen mit den
entsprechenden Induktivitäten. Weitere Details zeigt der
Schaltplan.
Die Lautstärkeregelung mußte ich per Potentiometer
am
Antenneneingang realisieren. Der Drehkondensator für die
Rückkopplung ist übrigens ein Orignalteil aus dem
Heinzelmann-GW mit Netzschalter.
Den Aufbau des Chassis aus kupferkaschierten Epoxidplatten und Alu
zeigt obiges Bild.
Blick
in das fertige Gerät
Da der
Heinzelmann ein
Wechselstromgerät ohne Netztrennung ist, mußten
natürlich alle nach aussen geführten Teile wie
Drehknöpfe und Antennanschluß isoliert sein.
Zu den
Empfangsleistungen des
Heinzelmann kann ich nur sagen, daß aufgrund der steilen
Pentode
AF7 auf allen drei Wellenbereichen guter Empfang möglich ist -
selbst auf KW ist die Trennschärfe überraschend.
Die Endröhre AL4 gibt bei der Anodenspannung
von ca.
200V gute 3Watt NF-Leistung ab, mit einem entsprechenden Lautsprecher
ergibt sich eine hervorragende Wiedergabequalität.
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