
Nach den vielen, meist
erfolgreichen Ein-und Zweikreiserschaltungen war der Weg zum Superhet
nicht mehr weit.
Der Kleinsuper ist
nicht etwa auf
geringe Größe ausgerichtet, sondern sollte mit
möglichst wenigen Röhren das Superhet-Prinzip
ausnutzen. Zur Demodulation wurde das
Audion verwendet.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg sind
vermehrt solche Apparate von den verschiedensten Herstellern angeboten
worden, aber der moderne Groß-Super war inzwischen das
Maß
aller Dinge.
Mit
dem vorhandenem Sammelsurium an Röhren und Teilen aus der
Kiste ging es ans Werk.
Für die
einzelnen Stufen wie
Mischröhre, Audiondemodulator und Tonendstufe wählte
ich nach
einigen Versuchen eine ECH21 sowie die inzwischen auf dem deutschen
Markt erhältlichen, hervorragenden russischen Röhren
4SH1L
und 4P1L aus.
Ursprünglich
sollte es ein sog. Allstromgerät werden, aber die
Würfel fielen anders.
Das
Allstromgerät war bis in die 50er Jahre weit verbreitet, es
benötigte keinen Netztransformator.
Die
Röhren wurden in Serienschaltung geheizt und die
Anodenspannung direkt aus dem Gleich-oder Wechselstromnetz gewonnen.
Diese
Geräte mußten natürlich vollkommen isoliert
aufgebaut sein.
Ich habe mich also
für die
Wechselstromvariante entschieden, da ich eine Menge dieser kleinen
Engel-Trafos besaß, die es Mitte der Achziger
außerst
preisgünstig bei POLLIN
zu kaufen gab.
Das
Holzgehäuse ist eine Eigenkonstruktion aus verleimten
Birkenholzbrettchen - es wurde dann mehrmals lackiert.

Das
Chassis besteht aus einer 4mm-Pertinax-Platte und kann mittels der
Holzführungsschienen in das Gehäuse eingeschoben
werden. Die
Verdrahtung erfolgte frei unterhalb der Platte
mittels Lötleisten.
Links die
Vorkreisspulen neben der
ECH21 von TESLA (aus einem tschechischen Superhet), in der Mitte das
478KHz-Bandfilter, die Audionröhre 4SH1L, dahinter die
Tonendstufe
mit der 4P1L und rechts der benannte Engel-Trafo.
Die
Oszallatorspulen sind hinter dem
Bandfilter angeordnet, ganz links unten die beiden Bananenbuchsen
für die Antenne und Erde.
Sehen wir uns die Schaltung
etwas näher an:
Die
Beschaltung der Mischerröhre bietet keine
Eigenheiten - es ist die Standardmischerschaltung eines Superhets.
Da das Gerät wegen der Audiongleichrichtung keine
Regelspannung
erzeugt, wird mittels des Einstellreglers in der Kathode der ECH21 die
Gesamtlautstärke des Apparates reguliert.
Die
Vorkreis-
und Oszillatorspulen sind keramische "Stiefelkernspulen" wie sie in
vielen Radios verwendet wurden. Die im Schaltbild angegebenen Werte in
µH sind als Richtwert gedacht, eigenes Ausprobieren ist hier
sicher erforderlich.
Die
Umschaltung der Wellenbereiche erfolgt mit einem Allerweltsdrehschalter
mit drei Stellungen und drei Ebenen.
Das
der
Mischröhre folgende Bandfilter stammt ebenso aus einem
tschechischen Gerät. Es mußte für die
nachfolgende
Kathodenrückkopplung des Audions modifiziert werden.
Der
560pF
Kreiskondensator wird durch die Kombination 68pF, 680pF und 3900pF
ersetzt
um so die Rückkopplungsbedingungen zu erfüllen.
Die
Kathodenrückkopplung wurde deshalb gewählt, weil
diese sehr
frequenzstabil ist und die Schwingungen, falls gewünscht, sehr
weich einsetzen. Dafür erzeugt diese Audionschaltung
allerdings
wenig NF-Spannung im Anodenkreis.. Die Drossel in der Kathode der 4SH1L
ist eine kleine SMCC-Type, wie sie z.B. bei REICHELT-ELECTRONIC
vertrieben wird.
Als
Tonendstufe kommt schließlich die russische 4P1L zum Einsatz.
Es
ist eine direkt geheizte Pentode mit hervorragenden Eigenschaften und
bis auf den Sockel ein perfekter und verbesserter Nachbau der
ehemaligen Wehrmachtsröhre RL4,2P6.
Sie
war die
beste Wahl, da sie aufgrund der niedrigen Anodenspannung des
Gerätes von nur 130V die größte Leistung
von etwa 1,2
Watt erzeugte. Dabei
ist der Ausgangsübertrager nur ein kleiner Netztrafo mit 6
Volt.
Das
Netzteil
ist klassisch aufgebaut mit Zweiweggleichrichter und modernen Dioden.
Da die beiden russischen Röhren eine Heizspannung von etwa 4
Volt
benötigen, wurden für die Beheizung
Vorwiderstände
notwendig, die zwecks der Symetrie in beiden Leitern zu sehen sind.
Skalenantrieb
und Skalenscheibe des Apparates sind nach der groben Einstellung des
Gerätes angefertigt worden und in Meter geeicht. Ein
Glühlämpchen läßt die Skala abends
sehr
nostalgisch erscheinen.

Die
Empfangsleistungen des Gerätes sind überraschend gut,
mit dem
klassischen Super und seinem ZF-Verstärker kann es
naturgemäß nicht mithalten.
Dank
der stabilen Audionschaltung kann man ohne Mühe auch
Amateurfunkstationen im 40m-Band hören.
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