
Als
Ende der 50er und Anfang der 60er der Siegeszug der Transistoren schon
nicht mehr aufzuhalten war, gab es nochmals ein letztes
Aufbäumen der Röhrentechnologie in Form von
Subminiaturröhren, meist als kleine Batterietypen wie DF 61,
1AD4 oder DL 622. Auch aus der E-Reihe kamen nochmals Röhren
wie EF 732, EC 71 oder EL 71 zu späten Ruhm.
Da ich noch
eine
handvoll dieser kleinen Kunstwerke herumliegen hatte - sie stammen aus
einem SIEMENS W2-Taxifunkgerät um 1960 - reizte mich der
Aufbau eines kleinen Empfängers, um ihnen ein
persönliches Denkmal zu setzen.

Die Bilder zeigen
den kleinen Zweikreiser in einem Halbschalengehäuse. Als
Basisplatte dient eine Epoxidharzplatte, bis auf Teile des Netzteils
ist der Rest unterhalb frei verdrahtet.
Die
Bedienelemente
in der Frontplatte sind von links nach rechts Netzschalter,
Rückkopplung, HF-Regler und Abstimmknopf (etwas zu klein
geraten!).
Netzzuleitung,
Lautsprecheranschluss und Antennenbuchse befinden sich an der
Rückseite.
Bei den Spulen habe
ich mich hier für die Steckvariante entschieden, sie sind aus
Teilen von schraubbaren Diodensteckern hergestellt.
Schaltungstechnisch
ist das Gerät an den bereits vorgestellten KW-Zweikreiser
angelehnt.
Wir finden
hier
wieder eine regelbare HF-Vorstufe mit EF 732, das Audion mit der 5840
(eine US-Variante der EF 732), NF-Vorverstärker mit EC 71 und
die Endstufe, bestückt mit EL 71.

Zunächst
noch ein paar Worte zu den Röhren:
Die
Pentode EF 732 ist eigentlich ein Ableger der EF 95 bzw. der 6AK5 mit
hervorragenden HF-Eigenschaften. Der Heizstrom ist auf 0,15 A, die
Anoden-und Schirmgitterspannungen auf 100 V ausgelegt. Das gleiche gilt
für die 5840, sie war eine Hi-Reliability-Röhre des
US-Militärs.
Die russische
6SH1B
(gibt`s bei Pollin) besitzt ähnliche Daten, hat aber eine
andere Bauform.
Die EC 71 war
ursprünglich als Oszillator bis etwa 1 GHz zu gebrauchen, sie
tut hier als NF-Verstärker eigentlich Dienste unter ihrer
Würde.
Die
Endröhre EL 71 ist ein leistungsstarker Wicht. Bei ca. 100 V
Anodenspannung gibt sie immerhin 1 W NF-Leistung ab, bei einem
Heizstrom von 0,45 A wird sie allerdings sehr heiß.
Die Spule L1
und der
100p-Trimmer bilden den Vorkreis, der je nach Band auf Maximum
abzustimmen ist.
Es ist sowieso
empfehlenswert, beim KW-Empfang sich auf kleinere Bereiche zu
beschränken, die Abstimmung wird dadurch viel einfacher.
Obwohl die EF
732
keine Röhre mit Regelcharakteristik ist, lässt sie
sich mit dem Poti in der Kathode ganz ordentlich steuern und liefert
eine beträchtliche Verstärkung bei geringem Rauschen.
Das Audion ist
über einen 1pF-Keramikkondensator sehr lose an die Vorstufe
gekoppelt.
L2 ist ebenso
als
Steckspule ausgeführt, man braucht hierfür 3
Kontaktstifte, da Kathodenrückkopplung angewandt wird.
Ein UKW-Drehko
ist
als Abstimmelement ideal.
Die
Rückkopplung geschieht mittels regelbarer
Schirmgitterspannung.
Eine
nachfolgende EC
71 bringt den NF-Pegel auf ordentliche Werte zur Vollaussteuerung der
EL 71.
Der
Übertrager mit ü=27 wird zur Anpassung eines 4
Ohm-Lautsprechers benötigt.
Anstelle der
EL 71
kann hier auch eine EF 732 eingesetzt werden, sie bringt es immerhin
auf gute 300 mW, allerdings muss die Impedanz des Übertragers
dann 15 KOhm betragen sowie der Kathodenwiderstand auf 150 Ohm
geändert werden.
Auf eine
Beschreibung des Netzteils möchte ich hier verzichten, es gibt
einfach viele Wege, die nach Rom führen. Man benötigt
ca. 0,9 A Heizstrom bei 6,3 V sowie eine möglichst stabile
Anodenspannung von 110-120V, belastbar mit etwa 40mA.
Die Empfangsleistungen des
kleinen Gerätes sind gut, die HF-Vorstufe mit EF 732 arbeitet
sehr stabil trotz fehlender Maßnahmen gegen Selbsterregung.
Wenn man in
den
Abendstunden die kleinen Röhren so vor sich hinglimmen sieht,
ist es fast ein bisschen schade, dass die Halbleiter erfunden wurden. -
Wer weiss, wie unsere heutigen Spitzenempfänger aussehen
würden!
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