Sperrmüllabfuhren,
als es diese noch gab, waren für uns Radiobastler
immer ein
hochinteressantes "Event". Dort gab es meist Teile oder ganze
Radioapparate zu holen und nicht selten waren wirklich wertvolle
Stücke darunter. Kein komplettes Radio, aber eine vollkommen
einsame UCL11 in einem Blecheimer war meine Ausbeute irgendwann Mitte
der Achziger. Kein Chassis, keine Radioteile, nichts dabei.
Und
auf der Röhre war ein Aufdruck - Funkwerk Erfurt! Wie sie
dahin kam?
Nach
genauer Prüfung zuhause stellte sich heraus - diese
Röhre war vollkommen in Ordnung.
Die
großen Glasröhren der deutschen
Stahlröhrenserie sind rar geworden und ich wollte sie in
Einsatz bringen.
Da
es
sich ja um ein Doppelsystem aus Triode und Endtetrode handelt, bot sich
ein klassischer Einröhrenempfänger förmlich
an.
Vor
einigen Jahren ging es ans Werk. Ein Holzgehäuse sollte auch
dazu.
Letzlich entstand nach etlichen Überlegungen ein
Kurzwellen-Einkreiser - ich nannte das Gerät einfach "JUNIOR-KW".
Bis in
die Nachkriegszeit hinein gab es eine Menge solcher
einfachen Empfänger, meist als Allstromausführung.
Berühmtester Vertreter dieser Gattung war der "Deutsche
Kleinempfänger DKE" von 1938 - er war mit einer solchen
Verbundröhre VCL11 und einer Gleichrichterröhre
bestückt.
Die
UCL11, die ich hier verwendete, ist auch für Serienheizung mit
100mA Strom ausgelegt. Dabei ergibt sich eine Heizspannung von etwa 60V.
Die
benötigte Fassung, einen 8-poligen Stahlröhrensockel,
mußte ich selbst herstellen - bei mir sind diese gerade aus!!
Das
Bild oben zeigt das kleine Radio, das das 49m-und das 41m-Rundfunkband
empfängt. Eine Kunststoffzierblende verleiht ihm ein etwas
poppiges Aussehen.
Die
Schaltung ist verhältnismäßig einfach, wie
wir gleich sehen werden:
Wir
finden zunächst den klassischen Eingangskreis bestehend aus
der
Spule und einem 65pF-Drehkondesator, dem zur Einengung des
Frequenzbereichs ein 70pF-Trimmer parallel geschaltet ist.
Die
Spule - auf einem Stück Acrylrohr von 32mm Durchmesser - hat
etwa
14 Windungen, die Antennen-und Rückkopplungswindung jeweils 4.
Die
beiden Kondensatoren an den Antenneneingängen A2 und A3 sind
im
Schaltbild ohne Werte - sie müssen ausprobiert werden, da sie
von
den verwendeten Antennengebilden abhängen. Sie bewegen sich
zwischen 10 und 68pF.
Das
gleiche gilt für den Kondensator im
Rückkopplungszweig - hier sind 220pF ein guter Anfang.
Der
Triodenteil der UCL arbeitet in Leithäuser-Schaltung mit
NF-Drosselkopplung. Das Einsetzen der Rückkopplung geschieht
über die Regelung der Anodenspannung mittels Poti, das gleich
den
Netzschalter mit enthält.
Die
65H-Drossel ist übrigens eine ausgediente Erregerspule eines
Schützes für 230V. Diese Spulen sind gut als
NF-Drosseln
geeignet und haben meist enorm hohe Induktivitäten.
Im
Bild unten ist sie nicht zu sehen, sie liegt unterhalb der
Montageplatte.
Das
Gehäuse ist einfach gehalten und wurde aus abgerundeten
Holzprofilleisten und Hartfaserplatten hergestellt. Die Behandlung mit
dunkler Beize sollte es etwas ansehnlicher macher.
Nach
einem Tiefpass geht es an das Gitter 1 der Endtetrode. Über
den
Kathodenwiderstand erhält die UCL11 die erforderliche negative
Vorspannung, das Audiongitter liegt über 1M direkt an der
Kathode - es arbeitet
mit 0V Gitterspannung. Als Ausgangsübertrager zur Anpassung
des 4
Ohm-Lautsprecher macht sich wieder ein kleiner Netztrafo 230V/6V
nützlich, da ja keine Super-HiFi-Qualität erwartet
wird.
Im
Bild sieht man links die mächtige Röhre, der
KW-Schwingkreis
in der Mitte, dahinter der Drehkondensator nebst Skala und Beleuchtung
und rechts den Netztransformator - diesmal kein Engel-Trafo.
Zur
Heizung der UCL11 benötigen wir wie erwähnt 60V bei
100mA und
eine Anodenspannung von mindestens 100V. Ein Trafo aus der Bastelkiste
mußte her - er besitzt zwei Wicklungen mit je 25V und 30V.
Wie
man sieht, ist der Kern klein, die Strombelastung beträgt nur
etwa
150mA.
Die
60V
nutzen wir zur Beheizung der Röhre ohne Vorwiderstand.
Normalerweise werden Allstromröhren ja direkt aus dem Netz
über Widerstände versorgt um so eine gewisse
Strombegrenzung
zu haben, aber es hat sich gezeigt, daß die UCL11 bisher noch
keinen Schaden genommen hat.
Die
Anodenspannung gewinnen wir mit einer Verdopplerschaltung aus den 50V.
Man hat dann gut 130V zur Verfügung, die für das
Audion
allemal und aus der Endtetrode gute 0,9 Watt Ausgangsleistung
herauspressen.
Den
im Schaltbild gezeichneten 2M-Festwiderstand
von der Anode Endverstärker über 100pF an die Anode
des
Audions habe ich nachträglich als Klangregler
ausgeführt. In der
Front ist er als "Tonblende" bezeichnet.
Die
Empfangsleistungen sind erwartungsgemäß nicht
überragend, die Trennschärfe ist dem eines
Triodenaudions
angemessen. Aber man kann tagsüber eine Menge
Rundfunkstationen
sauber hören, die Tonqualität der UCL11 erwies sich
als überraschend gut.
Abends,
wenn die starken KW-Sender sich einen Wettlauf liefern, ist der kleine
Einkreiser an langen Antennen überfordert. Kurze
Drähte
reichen zum Empfang der stärksten Sender dann schon aus.
Ich
wünsche viel Spaß beim Nachbau!
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